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Presse - Aktuell

 

BZ - Bericht vom  14. Dezember 2018

 

 

"Er bringt die Sachen auf den Punkt"

Für POLO-HOFER-FANS war der Freitag in der Tegernauer "Krone" ein wahrer Festtag.

 
Die "Knaschtbrüeder" – Jeannot (links) und Christian Weißenberger – präsentierten ein Konzert ausschließlich mit Liedern des Schweizer Mundart-Rockers. Angereichert wurde das Ganze mit Beiträgen über Leben und Werdegang des Berner Musikers. Als Überraschung des Abends betrat Otto Bürgelin die Bühne und gab sein Adelhuuse-Lied zum Besten, das vom ganzen Saal lautstark mitgesungen wurde.   Foto: Heiner Fabry

Als "Nationalheiligtum" wurde der Schweizer Sänger Polo Hofer in seinem Heimatland gefeiert. Seine Lieder wie "Kiosk" und "Alperose" sind auch hierzulande bekannt. Das Schopfheimer Mundart-Duo "Knaschtbrüeder" widmete Polo Hofer einen Konzertabend in der "Krone" in Tegernau.

Stefan Ammann hat mit Jeannot und Christian Weißenberger über ihren Bezug zu dem legendären Mundart-Rocker gesprochen.

BZ: Was hat Sie dazu bewogen gerade jetzt ein Hommage-Konzert an Polo Hofer zu geben?

Jeannot Weißenberger: Polo Hofer ist ja letztes Jahr gestorben. Wir haben seit vielen Jahren immer wieder einzelne Lieder von ihm gespielt. Wir wollten das jetzt mal kompakt beieinanderhaben, damit man auch einen Überblick über sein Werk bekommt.

Christian Weißenberger: Das Publikum fragt uns auch immer wieder nach seinen Liedern.

Jeannot: Polo Hofer bringt die Sachen auf den Punkt – und das auch noch in Mundart. Der Polo Hofer war ja eigentlich ein Rocksänger mit einer richtigen Band dahinter. Das können wir natürlich nicht bieten – wir sind nur zwei Mann mit Holzgitarre. Aber die Sachen lassen sich ganz gut Nachspielen.

Christian: Wir haben eben unsere eigene Interpretation.

BZ: Sie haben in den 1970er Jahren mit den "Harlekins" eher englische Rock- und Popmusik gespielt. War Polo Hofer auch ein Vorbild für die Knaschtbrüeder in Mundart zu singen?

Jeannot: Der Polo hat sehr schöne lustige, kritische und auch besinnliche Texte. "Kiosk" haben wir schon damals bei den "Harlekins" gesungen. Als ich dann mit der Tanzmusik aufgehört habe, habe ich mir gesagt: Jetzt will ich nur noch in eine Ecke stehen und etwas auf meiner Gitarre spielen und die, die’s hören wollen, sollen zuhören und die anderen können weiterlaufen. Vor etwa 20 Jahren ist dann Christian dazugekommen. Wir haben zuerst auch englischen Country und hochdeutsche Balladen gespielt. Das mit dem Alemannischen hat sich dann langsam entwickelt – vor allem auch aus dem Schopfheimer Zunftabend heraus.

Christian: Für mich war Polo Hofer nicht alleine ausschlaggebend. Ich finde es generell schön, wenn Musik in Mundart gemacht wird und nicht nur auf Hochdeutsch und Englisch. Schweizerdeutsch liegt uns natürlich am nächsten, aber genauso finde ich auch Kölner Musik schön.

BZ: Polo Hofer ist ja ein echter Berner und singt auch auf Berndeutsch. Singen Sie die Lieder im Original oder "übersetzen" Sie sie ins Wiesentäler Alemannische?

Jeannot: (lacht) Es gibt zum Beispiel von Franz Hohler das "Totemügerli". Das ist dermaßen Berndeutsch, dass man kaum etwas versteht. Dagegen singt der Polo so abgeschwächt, dass es der Rest der Schweiz auch noch verstehen kann. Wir haben es jetzt noch ein bisschen mehr abgeschwächt. Aber da sind halt einige Begriffe und Wendungen drin, die wir nicht verändern können, wenn wir das nachspielen.

Christian: Ein richtiger Berner würde wahrscheinlich sagen: Ihr klingt wie Basler!

BZ: In der Konzertankündigung wird Polo Hofer als "Protestsänger, Querulant, Gesellschaftskritiker und selbsternannter Hofnarr" beschrieben. Können Sie sich mit diesen Etiketten auch identifizieren?

Jeannot: Ja das würden wir gerne. Aber ich bin jetzt nicht unbedingt ein Protestsänger und wenn dann würde ich den Protest eher etwas verpacken. Aber wir können uns mit wirklich vielem identifizieren, was er gemacht hat. Man hört aus den Liedern heraus, dass er sein Leben gelebt hat. Ich sage immer: Wer über Dreck singt, muss vorher Dreck gefressen haben.

Zur Person:

Polo Hofer (geboren 1945 in Interlaken/gestorben 2017 in Oberhofen) war ein Berner Mundart-Rock-Sänger.
Seine Lieder wurden weit über die Schweiz hinaus bekannt.

Jeannot (67) und Christian Weißenberger (45) sind in Wieslet aufgewachsen und betreiben in Schopfheim im ehemaligen Gefängnis eine Grafik- und Werbeagentur. Jeannot Weißenberger war in den 1970er Jahren Frontmann der Coverband "Harlekins".
Gemeinsam mit seinem Bruder Christian gründete er vor rund 20 Jahren das Mundartduo "Knaschtbrüeder".
 

BZ-Bericht: Stefan Amman
 

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