Die Wärme des weiblichen Körpers
Die Malerin Katharina Bühler widmet sich in fantasievoller Weise
dem weiblichen Akt.
Die junge Lörracher
Malerin Katharina Bühler widmet sich in ihrer Ausstellung
im
Friedrich-Ludwig-Museum in sehr fantasievoller Weise dem weiblichen Akt.
Am
Freitag wurde die Sonderschau "Akte und Abstr-Akte" mit einer sehr gut besuchten
Freilicht-Vernissage im Museumsgarten eröffnet.

Katharina Bühler ist eigentlich gelernte Goldschmiedin. Neben der
Schmuckgestaltung ist seit einigen Jahren die Malerei der Schwerpunkt ihres
kreativen Schaffens. In ihrem Atelier in Lörrach sind unzählige faszinierende
großformatige Aktbilder und abstrakte Kompositionen entstanden, von denen nun
eine schöne Auswahl zu sehen ist. Bühlers Hauptmotiv ist der weibliche Körper,
den sie in vielfältigsten Facetten, Farben und Strukturen darstellt, einmal
deutlich ausgeprägt in den schwungvollen Körperlinien und sinnlich geschwungenen
Formen, dann wieder abstrahiert und angedeutet als Torso oder reliefhaft und
halbplastisch. Das Weibliche, so erklärt Katharina Bühler ihre Vorliebe für
dieses Sujet, steht in der Welt für Wärme, Nähe, Zuneigung, und das versucht sie
auch über warme Farben rüberzubringen.
Ihre Akte entstehen nicht nach Modell, sondern meist aus der Fantasie. Sehr
schön kommt in ihren Bildern die Sinnlichkeit und Weichheit der weiblichen
Figuren zur Geltung, im dynamischen Schwung der Formen und den kräftig betonten
Silhouetten, in den kühn gewählten Ausschnitten. Frei, intuitiv und großzügig
gemalt sind Katharina Bühlers Aktbilder. Ein Blickfang ist der das Plakat
zierende große blaue Akt, der schon durch die intensive Farbigkeit etwas
Provozierendes und Herausforderndes hat.
Bühlers Ausstellung versammelt verschiedene Variationen des Themas Akt, das
reicht vom liegenden Rückenakt bis zur geheimnisvollen Dschungel- und
Schlangenfrau. Vor allem beeindruckt die Vielfalt und Experimentierfreude der
jungen Künstlerin. "Ich probiere wahnsinnig gern Techniken aus", verrät Bühler,
die Aquarell- und Zeichenkurse in der Malschule von Gabriele Menzer besucht hat.
Die Bilder sind in vielen Schichten gemalt, teilweise mit 20 und 30 Schichten,
durch eine Mischung von Acrylfarbe, Spachtelmasse, Sand und Pigmenten erreicht
die Künstlerin dichte, körnig-sandige Strukturen. In einigen Arbeiten mit
starker Struktur tritt der Körper wie ein Relief modelliert aus der Bildfläche
hervor. Einmal ist der Akt aus mehreren Lagen hauchfeinem, zartem Papier mit
Wasser und Kleber geformt, so dass der Körper wie hinter einem transparenten
Schleier erscheint. In den neuesten Bildern, darunter dem einzigen männlichen
Akt, verwendet die Malerin Rostmittel und erreicht damit reizvolle
erdig-rötliche Rostfarben. Auch in Kohlezeichnungen, Druckgrafiken oder auf Kork
als Bildgrund hat Katharina Bühler ihre Akte dargestellt.
Die zweite Seite ihres kreativen Schaffensdrangs sind abstrakte Bilder, die
ebenfalls stark von Strukturen leben und in denen man, wenn man genau hinguckt,
versteckte Andeutungen von Frauenkörpern erkennen kann. Doch auch andere
Assoziationen sind möglich, etwa von Spiegelungen im Wasser, von Erde und Sonne
in dynamischen Kreis- und Strudelformen oder von wild bewegten, gestischen
Farbspuren über Farbfeldern als Sinnbild für unsere Welt.
Viel Publikum kam an diesem schönen Sommerabend zur ersten Vernissage der viel
versprechenden "Neuentdeckung" Katharina Bühler. In seiner viel beachteten
Einführungsrede stellte Heiner Fabry die Künstlerin und ihre Arbeiten vor. Hans
Viardot von der Initiative Kunst und Kultur Kleines Wiesental (KuK) begrüßte die
Kunstfreunde im schönen Museum, dessen Bestehen aber nach wie vor gefährdet sei.
Stimmungsvoll war der Beitrag von Sänger und Gitarrist Berthold Hünenberger, der
extra für die Malerin Country-Lieder spielte.
Original-Bericht und Foto: Roswitha Frey
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