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Presse - Aktuell                          

BZ - Bericht vom 23. Oktober 2015

 
Erinnerung an eine sinnlose und menschenverachtende Tat.

70 Jahre nach ihrer Ermordung erhalten fünf Zwangsarbeiter in Elbenschwand einen Gedenkstein /
Einweihung am 22. November.


Fünf junge Männer verloren in den letzten Kriegstagen 1945 im Elbenschwander Wald ihr Leben. Die Zwangsarbeiter aus Russland, Litauen und Polen wurden von Hitlerjungen erschossen. Jetzt soll ein Gedenkstein an die sinnlose Tat und die fünf Opfer erinnern. Am 22. November gibt es dazu eine zentrale Gedenkfeier mit Gottesdienst.
Einer, der bei den sogenannten Werwolfs-Morden in Hägelberg und eben in Elbenschwand nicht locker lässt, ist Hans Viardot. Der frühere Landarzt sprach im Gemeinderat am Mittwoch im Namen von KuK (Kunst und Kultur im Kleinen Wiesental) über das Vorhaben. "Im Kleinen Wiesental ist das Thema immer verdrängt worden", sagte Viardot. Doch er fände es gut, einen "Abschluss" zu finden, so wie das bereits an dem anderen Tatort im Hägelberger Wald getan wurde. Dort hatte eine Schülergruppe vor Jahren eine Gedenktafel für drei erschossene Zwangsarbeiter aufgestellt.

Vom Steinbruch in Tegernau in den Elbenschwander Wald

Bürgermeister Gerd Schönbett begrüßte das Vorhaben. "Es gibt Leute, die sagen: 'Was soll man die alten Geschichten
 immer wieder aufwärmen? Lasst doch die Toten in Ruhe.' Ich sehe das aber ganz anders", sagte Schönbett.


Hansjürg Baumgartner von KUK zeigt am Gedenkstein, wie die Tafeln zur Erinnerung
an die 5 Toten aussehen sollen. Der Tatort liegt etwa 100 Meter bergab in dem fast
unzugänglichem Waldstück. Foto: Hans Viardot


Der Gedenkstein wurde schon vor drei Wochen in Zusammenarbeit mit Revierförster Rüdiger Motzke an seine jetzige Stelle verfrachtet. "Wir haben einen zwei bis drei Tonnen schweren Felsstein im Tegernauer Steinbruch aussuchen dürfen und ihn mit Laster und Seilwinde an seinen Standort gebracht", erzählt Motzke. Der Förster kennt die Stelle gut, an der die Hitlerjungen ihre Unterstände für einen Partisanenkampf bauten. "Der Boden hat die Stellungen konserviert, sie sind heute noch zu erkennen", erzählt Rüdiger Motzke. Vor rund 30 Jahren gab es dort auch noch reichlich Munition zu finden. Sie sei vom Kampfmittelbeseitigungsdienst "kistenweise" entsorgt worden. Motzke glaubt, dass dort heute noch einiges vergraben ist: "Wenn man Bodenbewegungen machen würde, findet man da sicher wieder etwas." Für Wanderer gibt er aber Entwarnung, da diese Stellen sehr schwer zugänglich seien. Für Laien seien die Unterstände der "Werwölfe" nur schwer auszumachen.

Der Felsbrocken als Gedenkstein steht also, was fehlt, ist nur noch eine Gedenktafel. Ein Muster hat Hansjürg Baumgartner von KuK angefertigt ("Wir gedenken der Opfer dieser menschenverachtenden Tat und setzten diesen Stein als Mahnmal gegen das Vergessen.") Das Mahnmal steht direkt an einem Wanderweg zwischen Elbenschwand und Fröhnd, am Berg Hirschkopf Richtung Zeller Blauen. Der eigentliche Tatort liegt in einem Waldstück rund 100 bis 150 Meter entfernt, sagte Viardot am Mittwoch. Die Stelle sei nicht leicht zu finden.


Der Gedenkstein am Hirschkopf oberhalb von Elbenschwand, hier von der Rückseite
gegen den Wanderweg hin gesehen. Foto. H. Baumgartner


Die evangelische Kirche richtet Gedenkfeier aus

Wer sich an den Gedenkstein begeben möchte, erhält am Sonntag, 22. November, Hilfestellung. Dann nämlich ist
 eine Gedenkfeier mit Gottesdienst geplant. Um 14 Uhr gibt es mit Unterstützung von Pfarrer Christian Rave und den Konfirmanden einen Gottesdienst. Anschließend besteht Gelegenheit mit KuK zum Gedenkstein hochzufahren; normalerweise sind Autos auf dem Waldweg zum "Wolfsacker" verboten.

Die KuK-Leute beschäftigen sich laut Hans Viardot seit drei Jahren mit den Morden im Elbenschwander Wald und freuen sich jetzt umso mehr über so viel Zustimmung zu ihrem Projekt. Dabei haben sie auch Unterstützung aus Elbenschwand erfahren: Einige Privatleute aus dem Dorf haben beim Setzen des Gedenksteins mitgeholfen, berichtet Rüdiger Motzke, und der Steinbruch habe den Felsstein gerne und kostenlos abgegeben.

Die Namen der fünf Opfer sind nur teilweise bekannt und finden sich folglich nicht auf dem Gedenkstein.
Die Namen der mutmaßlichen Täter hingegen sind bekannt. Sie wurden bei einem Strafprozess in Waldshut-Tiengen zuletzt 1985 öffentlich genannt. KuK werde sie aber nicht nennen, sagte Hans Viardot.


Hansjürg Baumgartner von KUK zeigt am Gedenkstein, wie die Tafeln zur Erinnerung
an die 5 Toten aussehen sollen. Der Tatort liegt etwa 100 Meter bergab in dem fast
unzugänglichem Waldstück. Foto: Hans Viardot


Original-Bericht: Badische Zeitung / Dirk Sattelberger
 


Weitere Informationen finden Sie hier:


ZDF History - Organisation Werwolf Hitlers letztes Aufgebot >    https://www.youtube.com/watch?v=esKUcibulHY
insbesondere ab ca. 19 min Laufzeit


 WERWOLF - Wir haben es versprochen >    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-44448432.html

 RECHT / BESATZUNGS-URTEILE - Urlaub auf Ehrenwort >    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-45922223.html


 
 
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