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Presse - Aktuell                                      

BZ - Bericht vom 19. April 2008


"Das Findelkind hat laufen gelernt "

 
BZ-Interview mit Hans Viardot, dem KuK-Vorsitzenden zur bevorstehenden Schließung des Friedrich-Ludwig-Museums

KLEINES WIESENTAL. Für viele kam es überraschend: In der jüngsten Mitgliederversammlung verkündete die Initiative Kunst und Kultur Kleines Wiesental (KuK), dass das Friedrich-Ludwig-Museum im kommenden Jahr geschlossen wird. 15 000 Besucher kamen seit der Eröffnung vor neun Jahren. Warum die KuK-Verantwortlichen unter ihrer Regie für das Museum trotzdem keine Zukunft sehen und wie schwer es war, diese Entscheidung zu treffen, erklärt der KuK-Vorsitzende Hans Viardot, im Gespräch mit Kathrin Blum.
 

"Ich bin überzeugt, dass Ludwig ein bedeutender Maler werden wird."

Hans Viardot,

KuK-Vorsitzender


BZ:  Am 17. April 2009 schließt das Friedrich-Ludwig-Museum in Wieslet. Ist das Ihr letztes Wort?
 
Viardot:  Schwierige Frage. Ob es unumgänglich ist, das Museum zu schließen, kann ich nicht beantworten. Das ergibt sich in den kommenden Wochen und Monaten. Vielleicht gibt es Institutionen, die Interesse am Fortbestand haben. Fest steht, dass wir, also KuK das Museum nicht retten können, aber jederzeit beratend zur Verfügung stehen.

BZ:  Warum muss das Museum geschlossen werden?
 
Viardot:  Es gibt zwei Probleme. Das erste ist ein finanzielles. Wir bekommen keinerlei staatliche Zuschüsse. Die monatlichen Fixkosten für Miete und Versicherungen belaufen sich auf zirka
800 Euro.

BZ:  Und die zweite Schwierigkeit?
 
Viardot:  Ein weiteres Problem ist ein personelles. Unsere Mitarbeiterzahlen sind rückläufig, weil ältere Mitglieder aus gesundheitlichen Gründen ausscheiden. Wir haben keine jungen Leute, die meisten, die sich für Kunst und Kultur im Kleinen Wiesental engagieren sind zwischen 50 und 70 Jahre alt. In das Museum fließt so viel ehrenamtliche Arbeit. Wir haben die Stunden nie gezählt, aber es sind tausende, die in bisher neun Jahren von uns geleistet wurden. Das können wir KuKler einfach nicht mehr stemmen. Zumal wir den Vertrag dann um ganze fünf Jahre verlängern müssten. Dazu kommt außerdem, dass die Besucherzahlen zurückgehen. Zwar nur langsam,
 aber stetig.

BZ:  Wie schwer ist Ihnen und KuK die Entscheidung gefallen, einen Schlussstrich zu ziehen?
 
Viardot:  Es tut uns wahnsinnig weh, aber wir sehen derzeit keine Alternative. Es war keine spontane Entscheidung. Zwei Jahre lang haben wir, der KuK-Vorstand, uns zuletzt fast monatlich getroffen und verschiedene Möglichkeiten diskutiert. Vor zwei Monaten haben wir die
Entscheidung gefällt, das Museum zu schließen. Ich muss gestehen, dass wir danach auch
alle etwas erleichtert waren.

BZ:  Deprimiert Sie das nicht, dass die jahrelange Arbeit im Sande verläuft?
 
Viardot:  Unsere Mühe war nicht umsonst. Ludwig geht weiter, auch ohne dieses Museum. Wir haben Friedrich Ludwig entdeckt und in die Kunstwelt eingeführt, dort wird er weiterleben. Wir haben das Findelkind Ludwig behütet und sorgsam aufgezogen, jetzt kann er auf eigenen Beinen stehen und hat laufen gelernt. Ich bin überzeugt davon, dass Ludwig ein bedeutender Maler der deutschen Kunstgeschichte werden wird.

BZ:  Wer oder was könnte das Museum denn noch retten?
 
Viardot:  Finanzielle Unterstützung. Für die Arbeit rund um Friedrich Ludwig bräuchte es eine Vollzeitkraft und Geld. Unbezahlt ist das einfach nicht mehr machbar. Das einzige was wir bisher vom Landkreis, Gemeindeverwaltungsverband und der Gemeinde Wieslet bekommen haben,
 waren 250 Euro zum 15-jährigen Jubiläum vor zwei Jahren. Und das, obwohl wir Kindern und Erwachsenen Kultur näher bringen — also unseren Bildungsauftrag erfüllen — und auch den Tourismus fördern.

 Badische Zeitung vom 19. April 2008, Bericht: Kathrin Blum, Foto: Marlies Jung-Knoblich
 

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