zurück

Presse - Aktuell

 

BZ - Bericht vom 21. Dezember 2022

   

Hans Viardot, Heimatforscher und ehemaliger Landarzt im Kleinen Wiesental, ist gestorben

Hans Viardot war im Kleinen Wiesental eine Institution – als Landarzt wie auch als Kunst- und Kulturbewahrer und Mitbegründer des Vereins KuK. Er ist nun im Alter von 84 Jahren gestorben.


Hans Viardot

Im Alter von 84 Jahren ist Hans Viardot aus Tegernau gestorben. Bis zuletzt lud Hans Viardot Freunde und Bekannte aus dem Kleinen Wiesental zu sich nach Hause in Tegernau ein, setzt die Maske auf, um sich zu schützen, denn sein Körper war durch eine bösartige Erkrankung zuletzt stark geschwächt. Einer der Motoren im Kleinen Wiesental lief nur noch auf Sparflamme. Der ehemalige Landarzt und Heimatforscher wusste, dass ihm wohl nicht mehr viel Zeit seines Lebens bleibt, obwohl in seinem Kopf noch Ideen und Projekte reiften, wie zuletzt der Gedanke, ein medizinisches Museum zu initiieren. Ein Grundstock an historischen Ärzte-Instrumenten und Arzneimitteln schlummern im Keller seines Hauses.

Vier Heimatmuseen initiiert

Der Verstand von Hans Viardot war bis zuletzt hellwach, erst in diesem Monat nahm er für seine Verdienste um den Krone-Heimatverein eine Ehrung des Vorstandes entgegen. Vier Heimatmuseen hat er in der Region maßgeblich initiiert oder mitgestaltet: das Schleith-Museum in Wieslet, das Bauernhofmuseum Schneiderhof in Endenburg-Kirchhausen, die Feilenhauerei in Raich und insbesondere das Wirtshaus-Museum Krone in Tegernau, nur einen Steinwurf entfernt von seinem Zuhause, direkt an der Belchenwiese.

Wie viele tausend Stunden hat Hans Viardot in der Krone verbracht? Seine Frau hat sie nicht gezählt, aber der Erhalt der Krone als besondere Gaststätte mit einem Kellergewölbe aus dem Hochmittelalter hat es dem Heimatforscher ganz besonders angetan. Er richtete die Stuben liebevoll ein mit Postkarten und Fotos vergangener Tage. Und er hauchte der Krone immer wieder Leben ein mit den beliebten Matinées am Sonntagvormittag zu Vorträgen, Buchvorstellungen und politischen Themen.

Sein Wunsch war "ein guter Tod"

Die Abscheu gegen die Nazi-Zeit hat Viardot besonders geprägt. Davon berichtete er auch jung und alt, wenn er zum Gedenkstein für erschossene junge Zwangsarbeiter am Zeller Blauen bei Elbenschwand führte. Die Corona-Zeit und die Krankheit, beides ließ es stiller werden um Hans Viardot, der sich in einem seiner letzten Gespräche nur noch "einen guten Tod" wünschte.

Mit seinen drei Kindern hat er zuletzt lange Gespräche geführt, wie er verriet. Um seinen eigenen Gesundheitszustand hatte Viardot als Arzt selbst nie ein Geheimnis gemacht, aber auch nicht dramatisiert. "Bald werde ich woanders sei", sagt er in einem Gespräch und sah dabei nach oben in den herbstlichen Himmel. Er konnte auf ein ausgefüllten Leben zurückblicken. Besonders die 1970er Jahre, als es noch zehnmal mehr Verkehrstote als heute gab und viele Schwerstverletzte haben den Landarzt gefordert.

Er berichtete von schrecklichen Unfallgeschehen mit abgerissen Gliedmaßen, schweren Kopf- und Thorax-Wunden. Oder wenn die Holländer im Bus anreisten und zu schnell das beste Apartment belegen wollten, sie umkippten, dann kam es bei der Wiederbelebung auf jede Sekunde an.

In Hans Viardot hat das Kleine Wiesental einen Protagonisten verloren,
der das gesellschaftliche Leben im Tal entscheidend mit geprägt hat.

 

Badische Zeitung - Original-Bericht & Foto: Gerald Nill

 

Die Traueranzeige in der BZ: https://bztrauer.de/traueranzeige/hans-viardot/60451109

 

zurück  

nach oben